Zum Thema "Glück im Leben"
Was ist Glück?
Glück ist ein vielschichtiges Konzept, das sowohl in der Philosophie als auch in der Psychologie untersucht wird. In der Philosophie wird Glück oft mit dem Begriff „Eudaimonia“ in Verbindung gebracht, was in etwa „gelungenes Leben“ oder „Gedeihen“ bedeutet. Während in hedonistischen Traditionen Glück oft als maximales Vergnügen und minimales Leid definiert wird, betonen philosophische Schulen wie der Stoizismus, dass wahres Glück nicht von äußeren Umständen, sondern von innerer Tugend und dem richtigen Umgang mit dem Leben abhängt.
Literatur/Video:
Wilhelm Schmid - „Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist“
YouTube-Video von „Was ist eigentlich Glück? Philosophisch betrachtet | Gert Scobel“
YouTube-Video von "Ist Glück das Wichtigste in unserem Leben? | Philosophie | Bleisch & Bossart | SRF Kultur"
Was heißt Lebensphilosophie?
Lebensphilosophie ist eine philosophische Richtung, die das Leben selbst in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellt. Sie beschäftigt sich mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens, den richtigen Lebenszielen und den Prinzipien, nach denen man leben sollte. Sie ist praxisorientiert und weniger abstrakt als viele andere philosophische Disziplinen. In der Lebensphilosophie geht es darum, wie man ein gutes, erfülltes Leben führt, welche Werte und Tugenden dabei eine Rolle spielen und wie man mit den Herausforderungen des Lebens umgeht.
Literatur/Video:
Wilhelm Dilthey - „Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften“
YouTube-Vortrag: „Wilhelm Schmid: Das Leben verstehen"
Konzentriere Dich auf das, was Du kontrollieren kannst
Dieser Gedanke ist ein zentrales Prinzip des Stoizismus. Die Stoiker glauben, dass wir unser geistiges und emotionales Wohlbefinden bewahren können, indem wir uns nur auf die Dinge konzentrieren, die in unserer Macht liegen. Das bedeutet, wir sollten unsere Energie und Aufmerksamkeit auf unsere eigenen Gedanken, Entscheidungen und Handlungen richten und alles andere, wie das Verhalten anderer oder äußere Umstände (Wetter, Stau, Zugausfall, Erdbeben), akzeptieren, wie sie sind.
Literatur/Video:**
Epiktet - „Handbuch der Moral“
YouTube-Kanal „Philosophie der Gelassenheit“
Du entscheidest, wie Du auf Dinge, Situationen reagierst
In der stoischen Philosophie wird betont, dass wir die Kontrolle über unsere Reaktionen auf äußere Ereignisse haben. Während wir nicht bestimmen können, was uns widerfährt (Stau auf der Autobahn, unfreundliche Begegnungen, Kündigungswellen, etc. ), können wir sehr wohl entscheiden, wie wir darauf reagieren. Diese Selbstbeherrschung und emotionale Disziplin ermöglichen es uns, gelassen und rational zu handeln, auch in schwierigen Situationen.
Literatur/Video:
Viktor E. Frankl - „…trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“
YouTube-Interview mit Jens Corssen: „Mit der richtigen Haltung zu mehr Lebensglück“
Werte Zeit mehr als Geld und Besitz
Zeit ist unser wertvollstes Gut, weil sie begrenzt ist und nicht zurückgewonnen werden kann. Während Geld und materieller Besitz vergänglich sind, ist die Zeit unwiederbringlich. Daher ist es wichtig, Zeit bewusst zu nutzen und sie für sinnvolle Aktivitäten einzusetzen, anstatt sie mit der Anhäufung von Reichtum oder Besitz zu verschwenden.
Literatur/Video:
Seneca - „Von der Kürze des Lebens“
Es gibt immer etwas, das ich tun kann
Wir haben in jeder Situation die Handlungsfreiheit, auch wenn sie nur in unserer inneren Einstellung besteht. Egal wie schwierig die Umstände sind, wir können immer entscheiden, wie wir damit umgehen. Diese Haltung der aktiven Bewältigung und des unerschütterlichen Willens ist zentral für ein erfüllteres Leben.
Literatur/Video:
Marcus Aurelius - „Selbstbetrachtungen“
Viktor E. Frankl - „…trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“
Habe keine Angst oder Scham, um Hilfe zu bitten
Im Einklang mit der stoischen Lehre der Vernunft und Gemeinschaft ist es keine Schwäche, sondern eine Tugend, um Hilfe zu bitten, wenn sie benötigt wird. Stoiker sehen den Menschen als soziales Wesen, das in einer Gemeinschaft lebt und agiert. Hilfe zu suchen und anzunehmen, wenn nötig, ist ein Zeichen von Weisheit und nicht von Schwäche.
Literatur/Video:
Epiktet - „Gespräche“
Das Hindernis ist der Weg (siehe dazu auch den Abschnitt über Serendipität)
Dieser Gedanke ist ein zentrales Thema im Stoizismus und bedeutet, dass Schwierigkeiten und Herausforderungen nicht als unüberwindbare Hindernisse betrachtet werden sollten, sondern als Gelegenheiten, Tugenden wie Mut, Geduld und Weisheit zu entwickeln. Statt vor Problemen zu fliehen, sollten wir sie als Teil unseres Weges ansehen und sie aktiv angehen.
Literatur/Video:
Ryan Holiday - „Das Hindernis ist der Weg: Mit der Philosophie der Stoiker zum Triumph“
YouTube-Kanal „DIE 5 HINDERNISSE IM LEBEN! - Shaolin Meister Shi Heng Yi“
Serendipität / Serendipity:
Das Konzept der Serendipität lässt sich hervorragend mit der stoischen Idee „Das Hindernis ist der Weg“ kombinieren. Serendipität bezieht sich auf die Fähigkeit, durch glückliche Zufälle oder unerwartete Ereignisse etwas Wertvolles zu entdecken, oft während man eigentlich nach etwas anderem sucht. Wenn man diese Idee auf das Stoiker-Prinzip „Das Hindernis ist der Weg“ anwendet, könnte dies bedeuten, dass Hindernisse nicht nur Herausforderungen darstellen, die man überwinden muss, sondern auch als Quellen potenziell positiver, unerwarteter Entdeckungen und Entwicklungen betrachtet werden sollten.
Anwendung von Serendipität im Kontext von "Das Hindernis ist der Weg":
1. Offenheit für das Unerwartete:
Wenn du auf ein Hindernis stößt, solltest du nicht nur darauf fokussiert sein, es zu überwinden, sondern auch offen dafür sein, was du durch das Hindernis Neues lernen oder entdecken könntest. Eine unerwartete Wendung kann zu neuen Einsichten, Fähigkeiten oder Möglichkeiten führen, die du nicht geplant hattest.
Beispiel: Du arbeitest an einem Projekt, das plötzlich durch eine technische Schwierigkeit ins Stocken gerät. Anstatt nur frustriert zu sein, könntest du diese Gelegenheit nutzen, um neue Fähigkeiten in diesem Bereich zu entwickeln, die dir später von großem Nutzen sein könnten.
2. Wertschätzung von Zufällen:
Oft entstehen die besten Lösungen und Ideen nicht aus geradlinigen Prozessen, sondern aus dem Zufall, dem Trial-and-Error oder dem unerwarteten Finden. Wenn du ein Hindernis als Chance siehst, kann dir das helfen, eine serendipitöse Entdeckung zu machen, die du sonst übersehen hättest.
Beispiel: Während du versuchst, ein spezifisches Problem zu lösen, stößt du zufällig auf eine völlig neue Anwendung oder einen Aspekt deines Projekts, der einen viel größeren Nutzen hat als dein ursprüngliches Ziel.
3. Neugierde und Erkundung:
Hindernisse zwingen uns oft dazu, neue Wege zu erkunden. Diese Erkundung kann zu serendipitären Entdeckungen führen, weil wir uns auf Wegen befinden, die wir ohne das Hindernis nie beschritten hätten.
Beispiel: Ein Autor, der unter einer Schreibblockade leidet, beginnt, andere Genres oder Stilrichtungen zu erkunden. Dabei entdeckt er eine neue kreative Richtung, die seine Arbeit bereichert und ihm unerwartete Erfolge bringt.
4. Rückschläge als Umwege mit Potenzial:
Rückschläge, die als Hindernisse erscheinen, könnten sich im Nachhinein als Umwege herausstellen, die zu einem noch besseren Ergebnis führen als der ursprünglich geplante Weg. Durch diese Umwege kannst du Möglichkeiten entdecken, die du sonst nie in Betracht gezogen hättest.
Beispiel: Ein Unternehmen, das bei der Entwicklung eines Produkts auf Schwierigkeiten stößt, erkennt durch den Umweg neue Marktbedürfnisse, die sie vorher nicht gesehen haben, und entwickelt dadurch ein erfolgreiches neues Produkt.
Fazit:
Durch die Kombination von Serendipität mit der stoischen Einstellung „Das Hindernis ist der Weg“ kannst du lernen, Herausforderungen nicht nur als Hürden zu betrachten, sondern als Gelegenheiten, die unerwartete, positive Entdeckungen oder Entwicklungen hervorbringen können. Indem du Hindernisse mit einer offenen und neugierigen Haltung begegnest, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass dir serendipitöse Erlebnisse widerfahren, die deinen Weg bereichern und neue Möglichkeiten eröffnen.
Literatur/Video:
Spektrum.de: "Wie wir unserem Glück auf die Sprünge helfen"
YouTube Video: "Von wegen Zufall: Serendipität oder vom Glück in unseren Händen"
Führe ein Tagebuch
Ein Tagebuch zu führen, ist eine Praxis, die viele Stoiker, darunter auch Marcus Aurelius, empfohlen haben. Es dient dazu, Gedanken zu klären, tägliche Reflexion zu üben und persönliche Fortschritte festzuhalten. Ein solches Tagebuch könnte in verschiedene Abschnitte unterteilt sein, die sich auf die oben genannten Prinzipien konzentrieren. Zum Beispiel könnte ein Abschnitt der Selbstreflexion gewidmet sein, in dem du deine Reaktionen auf verschiedene Situationen analysierst, während ein anderer Abschnitt Ziele und Prioritäten in Bezug auf deine Zeitnutzung behandelt.
Vorschlag für die Einteilung eines stoischen Tagebuchs:
- Morgenreflexion: Was kann ich heute kontrollieren? Was sind meine Prioritäten?
- Tagesrückblick: Wie habe ich auf Herausforderungen reagiert? Was habe ich gelernt?
- Dankbarkeit: Wofür bin ich heute dankbar? Welche positiven Dinge sind geschehen?
- Hindernisse und Lösungen: Welche Hindernisse habe ich erlebt und wie bin ich damit umgegangen?
Literatur/Video:
Marcus Aurelius - „Selbstbetrachtungen“
YouTube-Kanal "WARUM und WIE ein Tagebuch führen"